Lautern lebt noch - 1:0 gegen Hannover 96
Kaiserslautern (dpa) - Als der Matchwinner Daniel Halfar in der 72. Minute ausgewechselt wurde, quittierten die heimischen Anhänger unter den 35 325 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion dies mit einem gellenden Pfeifkonzert. Doch hier irrte der Pfälzer Fan.
«Ich war ziemlich kaputt», berichtete der 18-Jährige, der mit seinem entscheidenden Treffer in der 39. Minute zum 1:0 (1:0)-Zittersieg über Hannover 96 die Hoffnungen des 1. FC Kaiserslautern auf den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga hochhielt.
«Wir leben noch und haben es selbst in der Hand, drinzubleiben», meinte Halfar, der ein Paradebeispiel für den aufopferungsvollen Existenzkampf gerade der Lauterer Youngster war. Neben seinem «kleinen Wirbelwind» Halfar, der Hannovers Abwehr bis zur Erschöpfung phasenweise schwindlig spielte, lobte FCK-Coach Wolfgang Wolf auch die anderen Grünschnäbel im Dress der durchschnittlich 23,2 Jahre alten «Roten Teufel». «Die Jungen sind in unserer Lage einem enormen Druck ausgesetzt und halten dem stand», meinte Wolf.
Drei Spieler hätten bereits zur Pause darum gebeten, ausgewechselt zu werden, berichtete Wolf. Axel Bellinghausen, der sich in der Kabine übergeben musste, blieb dann tatsächlich draußen, Sebastian Reinert folgte ihm wenig später wegen einer Fußverletzung, nur Fabian Schönheim hielt mit Kopfschmerzen bis zum glücklichen Ende durch. «Kompliment an meine jungen Spieler, die alles abrufen, was der Körper hergibt», sagte Wolf. Zur Vermeidung des zweiten Abstiegs nach 1996 gehen die Lauterer über ihre Schmerzgrenzen.
Sie werden es auch noch im schweren Restprogramm ihres Überlebenskampfes tun müssen. «Jetzt wollen wir auch in Frankfurt was holen und dann die Bayern schlagen, warum nicht», meinte der forsche Matchwinner Halfar. Zum Saisonfinale am 13. Mai müssen die Pfälzer noch zum Abstiegskonkurrenten VfL Wolfsburg. «Das werden alles Nervenspiele, aber für uns ist noch alles drin. Wir sind voll dabei», sagte Wolf, dem überhaupt zum ersten Mal mit einer Mannschaft ein Sieg gegen die Niedersachsen gelang. In Frankfurt am 3. Mai fehlen Wolf allerdings Mihael Mikic und Balasz Borbély, die ihre 5. Gelbe Karte kassierten.
Hannovers Trainer Peter Neururer machte seinem Kollegen Mut. «Lieber Wolfgang, ich habe die große Hoffnung, dass wir uns in der nächsten Saison wiedersehen», meinte Neururer, der mit der dürftigen Darbietung seines Teams nicht zufrieden war. Neururer: «In der ersten Halbzeit haben wir den Gegner nur begleitet und stark gemacht.» Nach dem Wechsel lief es besser, «aber da fehlte uns die Effizienz», klagte der 96-Coach.
Zur zweiten Halbzeit brachte Neururer seinen zunächst auf der Bank schmorenden Top-Torjäger Thomas Brdaric (10 Treffer). Dem schmollenden Nationalspieler, der wegen eines Interviews in Ungnade gefallen war, gelang in der Nachspielzeit tatsächlich ein Tor, dem der Münchner Schiedsrichter Günter Perl jedoch die Anerkennung versagte. Perls Erklärung: «Tarnat hatte zuvor Kaiserslauterns Torwart Fromlowitz angesprungen und dabei den Ellenbogen ausgefahren, ohne eine Chance zu haben, an den Ball zu kommen. Da ist es egal, ob dies innerhalb oder außerhalb des Fünf-Meter-Raums geschah.» |